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sheep near an oak in the sunset
Aus dem Caritasverband

„Wir stehen vor großen Herausforderungen“

Würzburg, 25.11.2022. Vertreterversammlung der Caritas tagte im Würzburger Burkardushaus. Domkapitular Clemens Bieber: „Wir stehen als Kirche und Caritas vor großen Herausforderungen.“

Sie ist das Parlament der unterfränkischen Caritas und bringt Frauen und Männer aus allen Bereichen und Arbeitsfeldern des Verbandes mindestens zweimal im Jahr zusammen: die Vertreterversammlung. Turnusgemäß tagte das Gremium am Freitag, 25. November, im Kardinal-Döpfner-Saal des Burkardushauses am Dom.

„Eine historische Sitzung!“, so eröffnete der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes die Zusammenkunft. „Erstmals seit nahezu 20 Jahren tagen wir ohne unsere beiden starken Mitstreiterinnen, Barbara Stamm und Schwester Lydia! Zugleich ist es historisch, dass wir uns zu Beginn unserer Tagung gleich an drei Menschen dankbar erinnern, die die Caritas in der Diözese Würzburg geprägt haben und mit Abstand von nur wenigen Tagen verstorben sind.“ Am 18. November verstarb der langjährige Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular em. Prälat Karl Rost.

Barbara Stamm und Schwester Lydia Wießler gehörten der Vertreterversammlung, dem Caritasrat, dem Stiftungsrat und weiteren Gremien an. Die Landtagspräsidentin a.D. war viele Jahre zweite Vorsitzende des DiCV und unterstützte unsere Arbeit in den zurückliegenden Jahren als stark engagierte Ehrenvorsitzende. Der beiden Frauen wurde mit einem kleinen Film gedacht.

Domkapitular em. Prälat Karl Rost leitete den Diözesanverband von 1987 bis 2002. Bieber ließ das Leben des angesehenen „Caritas-Pfarrers“ nochmals revuepassieren und erinnerte an wichtige Weichenstellungen, um die Kontinuität und die Qualität der caritativen Dienste in der Diözese Würzburg sicherzustellen. Anschließend bat Domkapitular Bieber um das gemeinsame Gebet für die Verstorbenen. Die Männer und Frauen der Caritas nutzten die Gelegenheit, sich in die ausliegenden Kondolenzbücher einzutragen.

Caritaskreuz in Silber

Überrascht und sichtlich gerührt zeigte sich Lucia Stamm, der Domkapitular Bieber das Caritaskreuz in Silber überreichte. Sie habe sich große Verdienste um die Caritas im Bistum Würzburg erworben, heißt es in der Urkunde des Deutschen Caritasverbandes, die Bieber verlas. „Wir sind Dir zu Dank verpflichtet, denn zum Einen hast Du bei der Arbeit im Diözesanrat der Katholiken stets die Caritas im Blick gehabt, zum Anderen bist Du eine Verfechterin für das Anliegen unseres Bischofs, die Caritas pastoraler und die Pastoral caritativer zu gestalten und beide besser miteinander zu vernetzen“, so Bieber in einer kurzen Laudatio. „Durch Deine kommunikative und verbindende Art hast Du wesentlich dazu beigetragen, dass Caritasverband und Diözesanrat einander nähergekommen und in vielen Punkten zusammenarbeiten. Nach Jahren engagierter Mitarbeit verlässt Lucia Stamm die Vertreterversammlung der Caritas. Ihre Nachfolgerin, auch im Amt der stellvertretenden Vorsitzenden des Diözesanrates, Anja Mantel wurde mit  Applaus und einem kleinen Bronzerelief „Der Sämann“ des Künstlers Egino Weinert herzlich begrüßt.

Für die kürzlich verstorbene Schwester Lydia Wießler, die für die caritativen Orden im Caritasrat, dem Aufsichtsgremium des Diözesanverbandes, mitwirkte, wurde Schwester Anna-Maria Kempf von den Ritaschwestern in geheimer Abstimmung in das Gremium nachgewählt.

Durch den Tod von Barbara Stamm und Schwester Lydia sei auch im Stiftungsrat der Caritasstiftung eine große und schmerzliche Lücke entstanden, so Bieber. Er sei dankbar, mit Dr. Anke Klaus (Sozialdienst katholischer Frauen) und Eugen Hain zwei neue Mitstreiter aus den Reihen des Caritasrates gewonnen zu haben. „Obwohl die Ertragslage durch die niedrigen Zinsen gegenwärtig angespannt ist, können wir im Jahr nach wie vor etwa 250.000 Euro an Projekte und Einzelfallhilfen ausschütten.“ Sein ausdrücklicher Dank gelte Gabriel Hüttner, der sich seit zehn Jahren um eine gute und nachhaltige Anlagestrategie im Sinne der Caritas erfolgreich bemühe.

„Wir wollen nachhaltig helfen“

„Wir sind dankbar über die Entscheidung unserer Diözese, zwei Millionen Euro, die uns aus der Energiepauschale und der damit verbundenen Kirchensteuer unverhofft zukommen werden, über die Caritas an Bedürftige weitergeben zu können“, leitete Domkapitular Bieber zum nächsten Tagesordnungspunkt über. Referent Kilian Bundschuh stellte das Konzept vor, das über drei Säulen für Nachhaltigkeit und Fairness sorgen soll. „Wir unterstützen ab Januar notleidende Menschen direkt; wir erweitern das Beratungsangebot in der Diözese für vorerst zwei Jahre; wir fördern entsprechende Projekte in den pastoralen Räumen“, so Bundschuh. Bundschuh stellte klar, dass die Caritas unbürokratisch helfen werde und zugleich verhindern müsse, zur Lückenbüßerin für ausbleibende staatliche Leistungen zu werden. „Damit es fair zugeht, werden wir nicht mit der Gießkanne Geld verteilen, sondern genau hinschauen.“ Zugleich betonte der Fachmann der Caritas, dass Geld allein oftmals keine ausreichende Unterstützung biete. „Wir brauchen, mehr denn je, gute Beratung.“ Öffnungszeiten würden – zunächst für zwei Jahre – ausgedehnt, um der wachsenden Nachfrage entsprechen zu können. Gleichzeitig lud Bundschuh Pfarreien ein, mit Projekten vor Ort zu helfen. „Wir werden uns das anschauen, und dort unterstützen, wo es zum Beispiel um Wärme für arme Menschen und Gemeinschaft für Einsame geht.“

Bieber dankte Bundschuh für das gute Konzept und die wichtige Überzeugungsarbeit, die zu einem guten Ergebnis geführt habe. „Wir gehen mit dem Geld, das uns die Steuerzahler anvertraut haben, sehr verantwortungsbewusst um.“ Ausdrücklich bat Bieber darum, den Dank an die Sozialberaterinnen und -berater in den Orts- und Kreisverbänden weiterzugeben. „Wir wissen, wie herausfordernd diese Arbeit gerade in gesellschaftlichen Krisenzeiten ist.“

Meilenstein neue Grundordnung

Aus der Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes (DCV), die im Oktober tagte, berichtete Anke Schäflein, Geschäftsführerin des Orts- und Kreis-Caritasverbandes Haßberge. Schäflein bezeichnete die emotionale Debatte um die neue Grundordnung des kirchlichen Dienstes als eine persönliche Sternstunde, wünschte sich aber noch mehr Gehör für die Stimme der Caritas innerhalb der Kirche. „Wir müssen sehen, dass die Caritas rund 700.000 berufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat; die verfasste Kirche etwa 90.000.“ Dass die private Lebensführung arbeitsrechtlich keine Rolle mehr spiele, sei einhellig begrüßt worden. „Einziger Streitpunkt war und ist der Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bewusst aus der Kirche austreten“, so Schäflein.

Daran knüpfte Abteilungsleiterin Angela M. Lixfeld an, die aus der Arbeitsrechtlichen Kommission (AK) berichtete. „Nicht mehr der Einzelne steht im Fokus, sondern das Profil unserer Dienste und Einrichtungen“, so Lixfeld zur neuen Grundordnung. „Wir werden unseren Diensten und Einrichtungen Unterstützung anbieten, wenn es darum geht, sie als christliche Einrichtungen noch besser zu profilieren.“ Denkbar seien beispielsweise Fort- und Weiterbildungsangebote. Lixfeld informierte darüber hinaus zu neuen Tarifabschlüssen und den Herausforderungen, die unter anderem eine Inflationsausgleichszahlung mit sich bringen werde. „Natürlich wollen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair entlohnen, aber für viele Dienstgeber stellt sich schon die Frage, woher sie Sonder- und Ausgleichszahlungen nehmen sollen.“

Budgetierung kommt

Andreas König, Abteilungsleiter „Personal und Finanzen“ im Diözesanverband griff den roten Faden „Inflationsausgleich und anstehende Tariferhöhungen“ auf und stellte die Haushaltslage der Caritas vor. Knapp 18 Mio. Euro habe die Caritas für den Haushalt 2023 beantragt, über den auf Ebene der Diözese am 6. Dezember entschieden werde. „Üppig sind die Aussichten nicht“, so König, und es könne eng werden. Die Caritas habe schon in den zurückliegenden Jahren erhebliche Mittel beim Personal eingespart und mit ausbleibenden Zuweisungen in Millionenhöhe leben müssen. „Wir können nicht weiter sparen, wenn wir nicht ganze Arbeitsfelder streichen wollen oder gar die Qualität unserer Dienste leidet.“ König wünschte sich mehr Rückenwind aus den Pfarreien und Gremien für die Caritas.

Domkapitular Bieber erinnerte daran, dass die Caritas mit jedem Euro aus der Kirchensteuer ein Vielfaches an Zuschüssen und staatlichen Geldern generiere. „Mit 17 Mio. Euro bewegen wir in Unterfranken jährlich etwa 600 Mio. Euro.“ Bieber dankte ausdrücklich Bischof Dr. Franz Jung, der bei seinen Besuchen in den neuen pastoralen Räumen gezielt nach der Caritas frage. „Wir sind für unseren Dienst auf eine auskömmliche Finanzierung angewiesen“, betonte Bieber und zeigte sich zuversichtlich mit Blick auf die anstehende Budgetierung. Im Sommer werde entschieden, wie hoch der Prozentsatz der Kirchensteuer sein werde, mit dem die Caritas künftig rechnen und arbeiten kann. „Wir stehen als Kirche und Caritas vor gewaltigen Herausforderungen. Kirchenaustritte, der demografische Wandel und die emotional geführte Diskussion um die Streichung der sogenannten Staatskirchenleistungen wirken beunruhigend.“ Leider sei die Kirche in dieser Debatte bislang zu zurückhaltend und zögerlich. „Befinden wir uns wieder in einem Kulturkampf“, fragte Domkapitular Bieber.

Die Kita im Dorf lassen

Dass es diesen Kulturkampf längst gebe, machte die Diskussion um die Entwicklung der katholischen Kita-Landschaft am Ende der Vertreterversammlung deutlich. „Mit dem Ausstieg aus der Baufinanzierung wollten wir Gleichheit herstellen“, erklärte Bieber. Kein Träger müsse für den Bau oder die Sanierung einer Kita, die im Auftrag der Kommune betrieben werde, eigenes Geld mitbringen. Die Kirche habe das über Jahrzehnte hinweg getan, könne sich das aber nun nicht mehr leisten. „Wir wollen die Kindertageseinrichtungen auch weiterhin betreiben“, so Bieber. Die Kita gehöre nach wie vor ins Dorf. Er könne es nicht nachvollziehen, wenn einzelne Bürgermeister, einzelne Gemeinderäte und einzelne kommunale Verwaltungsleiter und sogar einzelne Pfarrer eine Kita loswerden wollten.

Die Vizepräsidentin des Bezirkstages, Bürgermeisterin a. D. Eva-Maria Linsenbreder, die selbst seit Jahrzehnten in Trägerverantwortung stehe, würdigte ausdrücklich das Engagement der Caritas, den ehrenamtlichen Einsatz vor Ort und die hohe Qualität der pädagogischen Arbeit und fachlichen Begleitung. „Ich kann den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die meinen, sie müssten die Kita an sich reißen, nur empfehlen, die Kita bei der Caritas zu belassen, denn auch ökonomisch wäre alles andere ein großer Fehler.“ Gleich mehrere Vertreterinnen und Vertreter betonten, dass es der Caritas gelingen müsse, die Vorteile besser bei den Verantwortlichen und den Gremien zu platzieren. Auch gelte es, die Anstrengungen um das Ehrenamt, das ein wesentliches Merkmal vieler Caritas-Kitas sei, weiter auszubauen. „Wir werden auch an diesem Thema dranbleien“, war sich die Vertreterversammlung einig.

Dank und Segen

Domkapitular Bieber dankte abschließend für die konzentrierte und engagierte Zusammenkunft und wünschte eine gesegnete Adventszeit. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, lassen uns aber mit Blick auf Weihnachten die Zuversicht nicht nehmen.“

Sebastian Schoknecht

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