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sheep near an oak in the sunset

Was tun, wenn eine Kinderseele in Not ist?

Das Interesse war groß an der gemeinsamen Fortbildung der Notfallseelsorge von Aschaffenburg, Alzenau, Miltenberg und Obernburg. Zum Thema "Kinderseele in Not" hatten sich 70 Teilnehmer im Goldbacher Haus Effata versammelt.

Tätig sind sie in den Bereichen Notfallseelsorge, Krisenintervention an Schulen, Hospiz, Kriminalpolizei, Feuerwehr und Rettungskräfte. Neben den Mitarbeitern vom Untermain waren auch Gäste aus Wiesbaden und Bad Kissingen angereist.

„Bei einem Zusammenstoß mit einem LKW wird der Vater des siebenjährigen Karls und der neunjährigen Inge tödlich verletzt. Die Polizei soll die Nachricht der Mutter überbringen. Es ist zu erwarten, dass die Kinder bei der Überbringung der Nachricht zu Hause sind. Was ist zu tun?“ Dieses Beispiel macht verdeutlicht, wie schnell es bei einem Einsatz von Polizei, Rettungskräften und Notfallseelsorgern auch um das Seelenheil von Kindern geht, selbst wenn sie gar nicht unmittelbar als Opfer betroffen sind. Die Gefahr, bei all der Hektik rund um das Unglück die Kleinen zu übersehen, sie nicht ernst zu nehmen oder sie einfach wie die Erwachsenen zu behandeln, ist groß. Die Fortbildung „Kinderseele in Not“ der Notfallseelsorge am Untermain wollte deshalb sensibel machen für die besonderen Erfordernisse beim Umgang mit Kindern.
Die ersten Stunden der Betreuung entscheide darüber, wie die Kinderseele das traumatische Erlebnis verkraftet, so Oliver Junker, der Referent des Fortbildungstages. Er lebt in Kaufering, ist Trauerbegleiter für Kinder und arbeitet unter anderem in der Krisenintervention und bei der Telefon- und Internetseelsorge. Junker vermittelte zunächst einen Eindruck davon, was sich in Kindern nach einem traumatischen Ereignis abspielt. Angst, Wut, Schuldgefühle, unausgesprochene Fragen stürzen die Kinder in ein Gefühlschaos, dass zu langfristigen Schädigungen führen kann, wenn sie da nicht wieder herausgeführt werden. Die Heranwachsenden würden auf dramatische Situationen oft ganz anders reagieren als die Erwachsene. „Es ist zum Beispiel eine normale Reaktion, wenn Kinder auf eine schlimme Nachricht schnell wieder zur Tagesordnung übergehen“, so der Referent, der selbst Vater von drei Kindern ist. Während Erwachsene oft nicht verstünden, wie das Kind sich jetzt zum Beispiel an die Hausaufgaben setzen kann, wäre das letztlich nur ein Ausdruck für ihre Sehnsucht nach Normalität und Halt, ein Mechanismus, der die kindliche Seele schützen will.
Junker nannte wichtige Regeln im Umgang mit betroffenen Kindern. Dazu gehören: eine ruhige Umgebung schaffen, sich auf Augenhöhe begeben, in klaren und einfachen Sätzen mit ihnen sprechen, die Geschehene deutlich ansprechen, die eigene Betroffenheit zeigen. Eindringlich plädierte er dafür, auch unbequeme Wahrheiten wie zum Beispiel den Tod durch Suizid nicht zu verschweigen. Die Kleinen spürten meist, wenn etwas verschwiegen wird und ihr Vertrauensverhältnis zu den Bezugspersonen würde nachhaltig gestört, wenn sie im Nachhinein von anderen die Wahrheit erfahren. „Je mehr man Kindern erklärt, desto einfacher ist es für sie, das Geschehen zu verstehen“.
Junker lässt sich bei seinen Einsätzen von einem Teddy begleiten. „Kuscheltiere können trösten, können als Sprachrohr verwendet werden, schaffen Vertrautheit für die Kinder“, so seine Begründung für den putzigen Eisbär, der schon so manches mal das Eis gebrochen bei Kindern, die zunächst ganz verschlossen waren. Oft sei es auch hilfreich, die Kinder ein Bild malen zu lassen, mit dem sie oft besser als mit Worten ausdrücken können, was gerade in ihnen vor sich geht. Den Kleinen tue es gut, nicht nur passiv bleiben zu müssen. Ein Ritual wie zum Beispiel eine Kerze für den Verstorbenen anzünden hilft ihnen, das Erlebte besser zu verarbeiten.

Im Verlauf des Vortrags bemängelte Junker, dass das Thema „Umgang mit Kindern“ in der Ausbildung von Rettungskräften so gut wie nicht vorkäme. Er plädierte dafür, dass bei solchen Einsätzen eine eigene Betreuungspersonperson abgestellt wird, die sich um das Wohl der Kleinen kümmert. Der Trauerbegleiter hat auch eine Internetseite aufgebaut. Unter www.kindertrauer.info erhalten Eltern und Betreuer schnell und einfach Tipps, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen können.

 

Veröffentlicht: 29.05.2008